Bauvorschriften in Deutschland – der große Überblick

Deutschland – das Land der Vorschriften und Gesetze. Auch Ihre heimische Konstruktion kann davon betroffen sein. Doch Bauvorschriften in Deutschland fallen insbesondere auf Landesebene sehr unterschiedlich aus. Für Sie als potenzielle Bauherren (und -damen) sowie Planer ist es deshalb sehr wichtig, über alle Richtlinien und rechtliche Rahmenbedingungen informiert zu sein.

Bund oder Land? Rechtliche Gliederung von Bauvorschriften in Deutschland

Zwei Hauptbereiche gliedern Bauvorschriften in Deutschland auf rechtlicher Ebene. Es handelt sich um das Bauplanungsrecht und das Bauordnungsrecht. Während Ersteres im Baugesetzbuch (BauGB) enthalten ist und sich vor allem auf Bundesebene abspielt, ist das Bauordnungsrecht in den einzelnen Landesbauordnungen (LBO) hinterlegt.

Neben diesen beiden Teilbereichen können allerdings unterschiedliche Sonderbauverordnungen, Verfahrensvorschriften und technische Baubestimmungen für Sie von Bedeutung sein. Ergänzt werden diese Bauvorschriften in Deutschland durch DIN-Normen, die den aktuellen Stand der Technik abbilden.

Zuständigkeiten auf Bundesebene

Auf Bundesebene werden Bauvorschriften vor allem durch das Baugesetzbuch (BauGB) und darauf verweisende Verordnungen wie die Baunutzungsverordnung (BauNVO) geformt. Das Gesetz regelt, wo gebaut werden darf und definiert die wichtigsten stadtplanerischen Instrumente für Gemeinden. Zu ihnen gehören beispielsweise Flächennutzungs- und Bebauungspläne.

Zuständigkeiten auf Länderebene

Welche Bauvorschriften letztendlich aber genau für Sie in Bayern, Berlin, Brandenburg, Hessen oder NRW gelten, bestimmen die jeweiligen Landesbauordnungen (LBO) der 16 Bundesländer. Sie enthalten das sogenannte Bauordnungsrecht und regeln damit, wie gebaut werden muss. Insbesondere technische Anforderungen zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung werden durch diese Form der Bauvorschriften in Deutschland kontrolliert. Damit betreffen sie auch den Privathausbau sowie Ihre persönlichen Ergänzungen wie den Kaltwintergarten oder Terrassenüberdachungen.

Innerhalb dieser Landesbauordnungen erfahren Sie auch:

  • Wann ist eine Baugenehmigung erforderlich?
  • Welche Unterlagen sind einzureichen? Welche Fristen bestehen?
  • Welche Abstandsflächen, Stellplätze, Barrierefreiheiten müssen gegeben sein?
  • Welche Brandschutzmaßnahmen, Rettungswege sowie Aspekte des Schall-, Wärme- und Feuchteschutzes gilt es umzusetzen?
  • Welche Baumaterialien und -Typen müssen verwendet werden?
  • Welche Übereinstimmungsnachweise und Bauzustandsbesichtigungen fallen an?
  • Wie wird mit Ordnungswidrigkeiten und Sanktionen bei Verstößen gegen die LBO verfahren?

Obwohl sich die LBO-Bestandteile an einer Musterbauordnung orientieren, ist es für Sie als potenzielle Bauherren oder Planer unerlässlich, die Vorschriften des jeweiligen Landes zu kennen und einzuhalten, denn Bauvorschriften in Berlin und Bauvorschriften in Bayern unterscheiden sich teilweise deutlich.

Sicherheit, Nachhaltigkeit, Energieeffizienz: Warum setzt Deutschland auf Bauvorschriften?

Doch warum gibt es derart viele Bauvorschriften in Deutschland? Sie verfolgen mehrere bedeutende Ziele.

Sicherheit

Ein Kernanliegen deutscher Baugesetze ist die allgemeine Sicherheit. Um weder Menschen in noch außerhalb von Gebäuden zu gefährden, stellen sie sicher, dass Gebäude sicher für die Nutzung sind. Hierzu zählen die strukturelle Integrität von Gebäuden, Brandschutzmaßnahmen, der Schutz vor Naturkatastrophen wie Erdbeben und Hochwasser sowie die allgemeine Sicherheit von Installationen und Einrichtungen.

Für einen langfristigen Schutz Ihrer Gesundheit sollen Gebäude zudem gesundheitsfreundlich sein. Hierfür geben Bauvorschriften in Deutschland bestimmte Anforderungen an Baustoffe, die Belüftung, Beleuchtung, Schallisolierung und Wasserqualität vor.

Umweltschutz

Das im letzten Jahr intensiv diskutierte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist ein Beispiel dafür, wie Bauvorschriften zudem umweltfreundliches Bauen fördern können, indem sie den Einsatz erneuerbarer Energien subventionieren und nachhaltige Baustoffe sowie energiesparende Investitionen vorschreiben. Die Reduktion des ökologischen Fußabdrucks von Gebäuden soll langfristig zu einer lebenswerten Umgebung und einem Plus in Ihrem Geldbeutel beitragen.

Barrierefreiheit

Bauvorschriften stellen in Deutschland weiterhin sicher, dass Gebäude für alle Menschen gleichermaßen zugänglich sind. Für Personen mit diversen Einschränkungen können deshalb auch Rampen, Aufzüge und weitere barrierefreie Einrichtungen sinnvoll sein.

Ästhetik, Stadtplanung und Schutz von Kulturgütern

Nicht zuletzt sind Bauvorgaben nötig, um das Stadtbild und die architektonische Harmonie einer Region zu bewahren. Aus diesem Grund wird auf Länderebene festgelegt, wie Gebäude in bestimmten Gebieten aussehen sollten. Dabei dienen bestimmte Vorschriften auch dem Schutz historischer Bauten und Denkmäler, deren Renovierung und Erhalt besondere Anforderungen an Sie stellen können.

Regionale Regeln – Bauvorschriften in Bayern, Brandenburg, Berlin, Hessen, NRW und Co.

Trotz Bemühungen zur Vereinheitlichung gibt es also bemerkenswerte Unterschiede zwischen Baugesetzen in Deutschland. Zulässige Abstandsflächen und Gebäudehöhen unterscheiden sich zwischen den Bundesländern teils stark. Und auch Anforderungen an den Brandschutz sind in den Landesbauordnungen verschieden geregelt.

Zudem setzen die Länder teils unterschiedliche Prioritäten. Bauvorschriften im Bereich des barrierefreien Bauens sind in Berlin und Niedersachsen strenger als in anderen Bundesländern. Selbst Feinheiten wie die vorgeschriebene Höhe von Treppengeländern oder die Umsetzung von Dachrinnen werden berücksichtigt. Informieren Sie sich deshalb unbedingt vorab über Regelungen Ihres Bundeslandes, um mit einem guten Gefühl bauen zu können.

Profitieren Sie von Vorteilen der Bauvorschriften in Deutschland

Nicht zuletzt kann es einen Vorteil bedeuten, über unterschiedliche Angebote der Länder informiert zu sein. Niedersachsen und Hessen setzen auf Digitalisierung und haben einen digitalen Bauantrag eingeführt, der Ihnen nützlich sein könnte. Eine Genehmigungsfiktion in Hessen und Berlin sorgt dafür, dass nach Ablauf einer bestimmten Frist von einer Genehmigung eines Antrags ausgegangen wird, auch wenn diese nicht explizit erteilt wurde. Auch, wenn Sie regionale Traditionen schätzen, können Sie profitieren. So gibt es in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise besondere Vorschriften für Reetdachhäuser.

All diese Unterschiede können für Bauherren, Architekten und Bauunternehmen, die in verschiedenen Bundesländern tätig sind, eine Herausforderung darstellen. Doch wenn Sie sich mit den spezifischen Bauvorschriften in Deutschland befassen, steht dem reibungslosen Ablauf eines Bauvorhabens nichts im Weg. Für eine ausführliche Beratung stehen wir von Kunststoffhandel24 Ihnen gern zur Seite.